News 30. May 2023

Forschungsbohrung in Frankfurt

Deutschland und Europa stehen vor großen Herausforderungen: Der Klimawandel muss aufgehalten werden. Gleichzeitig will sich die EU unabhängig machen von Rohstoffen aus autoritär geführten Ländern und Krisengebieten.
Die Geothermie kann hier eine Lösung bieten: In der Region des Oberrheingrabens schlummert in den Tiefen des Untergrundes heißes Thermalwasser. Aus diesem kann mithilfe von Geothermie erneuerbare Energie erzeugt werden. Erneuerbare Energie aus Geothermie ist klimafreundlich, grundlastfähig, vor Ort verfügbar und im Vergleich zu anderen Energieformen günstig. Die Geothermie stellt damit einen wesentlichen Beitrag zur Wärme-, Kälte- und Stromversorgung Deutschlands und der Region dar.
Bestehende Nutzungen von oberflächennaher Geothermie in der Region gibt es bereits: Auf dem Wohngebiet des Henninger Turms und des modernen Hochhauskomplex FOUR im Bankenviertel liefert oberflächennahe Geothermie mit einer Gesamtleistung von 10.000 kW bereits eine wesentliche Menge erneuerbarer Energie. Bei der nun in Frankfurt geplanten Bohrtiefe von 800 m handelt es sich um mitteltiefe Geothermie und damit um die tiefste Bohrung auf Frankfurter Stadtgebiet. Der Vorteil einer so tiefen Bohrung ist das höhere nutzbare Temperaturniveau. Im Durchschnitt nimmt die Tiefentemperatur im Erdinnern um 3°C pro 100 m zu. Je tiefer, desto mehr Wärme im Untergrund.

Frankfurt ist für die Erschließung einer solchen Wärmequelle dabei besonders geeignet: In Frankfurter Gebiet findet sich eine sogenannte geothermische Anomalie im Rotliegend. Das bedeutet: An diesem Ort ist der Untergrund besonders heiß und eignet sich daher besonders gut für die Wärmegewinnung. Im Projektgebiet steigt die Temperatur um teilweise 9°C/100 m an. Der Untergrund im Bohrgebiet hat hier eine Endtemperatur von 24°C in 200 m Tiefe.
Das Rotliegend ist dabei besonders interessant: Es besteht aus Sandstein, Siltstein und Tonstein. Diese Gesteine bilden eine sogenannte stratigraphische Abfolge, die besonders gut wasserdurchlässige Schichten (sogenannte Aquifere) enthält. Das bedeutet: Das heiße Thermalwasser kann hier besonders gut fließen und lässt sich daher gut für die Gewinnung von erneuerbarer Energie mithilfe von Geothermie nutzen.
Die Forschungsbohrung soll das Ziel der Landesregierung erfüllen, eine erneuerbare Wärmeversorgung in den Gebieten um das Rebstockbad und die Römerhofe umzusetzen und als Vorbild für weitere Projekte zu dienen.